Lasertherapie bei Lichen sclerosus
Lichen sclerosus (LS) ist eine gutartige, nicht-infektiöse und nicht ansteckende Autoimmunerkrankung der weiblichen Genitalhaut. Charakteristisch ist eine weißliche, porzellanartige Umwandlung der Haut am äußeren Genitale bis hin zu Schrumpfungen und Vernarbungen des Scheideneinganges (Lichen sclerosus et atrophicus). Eine rechtzeitige Diagnostik und Therapie ist entscheidend, um schwere Krankheitsfolgen zu vermeiden. Aufgrund des erhöhten Risikos für Hautkrebs sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen erforderlich.
INZIDENZ
Offiziellen Angaben zufolge ist eine von 300 Frauen von Lichen sclerosus betroffen. Es wird jedoch vermutet, dass LS mit einer Inzidenz von 1:50 deutlich häufiger vorkommt. Lichen sclerosus ist auch unter dem Fachpersonal teilweise unbekannt und bleibt häufig unerkannt.
Frauen sind bis zu 10 mal häufiger betroffen als Männer. Der Erkrankungsgipfel liegt vor der Pubertät und nach der Menopause.
Am häufigsten ist der Anogenitalbereich von Lichen sclerosus betroffen (äußere und innere Schamlippen, Klitoris, Damm- und Afterbereich). In 20% der Fälle manifestiert sich die Erkrankung auch extragenital (Innenseite der Oberschenkel, Achselhaut, Schulter und Rücken), die im Vergleich zu der genitalen Manifestation des Lichen sclerosus kein Entartungsrisiko mit sich bringen.
SYMPTOME
Lichen sclerosus tritt schubweise auf. Typische Symptome sind Jucken und Brennen im Genitalbereich, die häufig mit einer Pilzinfektion, Vaginitis oder Blasenentzündung verwechselt werden, die aber auch gleichzeitig vorkommen können und die Diagnostik erschweren. Die beteiligten Hautareale sind gerötet, weißlich-mazeriert und besonders vulnerabel (verletzlich).
In fortgeschrittenen Stadien kommt es zu Narbenbildung und Gewebsschrumpfungen (Atrophie) bis hin zum Bild der verborgenen Klitoris (Lichen sclerosus et atrophicus). Dies kann Schmerzen und Einblutungen beim Geschlechtsverkehr verursachen (Dyspareunie) bis hin zu Apareunie, aufgrund dessen der Geschlechtsverkehr ganz vermieden wird. Schmerzen bei der Miktion (Wasserlassen) und bei der Defäkation (Stuhlgang) im Falle einer peranalen Beteiligung mit Stenosenbildung können begleitend auftreten.
Frauen mit Lichen sclerosus beklagen nicht nur die Störung Ihrer Intimität, auch alltägliche Aktivitäten wie Reiten und Fahrradfahren können schmerzbedingt beeinträchtigt sein. Sexual- und Partnerkonflikte können entstehen und das Selbstwertgefühl belasten.
Unbehandelt steigt das Entartungsrisiko der betroffenen Hautareale. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind erforderlich.
URSACHEN
Lichen sclerosus ist eine chronische, nicht infektiöse und nicht ansteckende entzündliche Erkrankung, die wissenschaftlich als Autoimmunerkrankung gilt.
Es ist wichtig zu wissen, dass Lichen sclerosus kein Hygienemangel zugrunde liegt.
Es wird eine genetische Komponente bei Lichen sclerosus vermutet. In 10% der Fälle tritt die Erkrankung bei mehreren Familienmitgliedern auf (Mutter und Tochter, eineiige und nicht ähnliche Zwillinge).
Als Trigger werden Traumata angenommen (Reibung durch das Tragen von engen Kleidern, Kratzen, chirurgische Eingriffe oder ein sexueller Missbrauch).
Aufgrund der Tatsache, dass Lichen sclerosus bei Frauen nach der Menopause, die zuvor die Pille eingenommen haben, häufiger auftritt, wird ein hormoneller Einfluss auf die Entstehung von Lichen sclerosus vermutet.
DIAGNOSTIC
In erfahrenen Händen ist bei Lichen sclerosus eine „Blickdiagnose“ ausreichend. Die Haut ist weislich-narbig und kann leicht einreißen. Bei Unsicherheiten können Hautproben entnommen werden.
Um Infektionen auszuschließen, werden Abstriche vorgenommen und ggf. Urinkulturen angelegt.
Nicht heilende Ulzeration oder verhärtete Plaques können Zeichen einer Entartung durch Lichen sclerosus sein und müssen zeitnah mit einer Hautbiopsie abgeklärt werden.
Therapie
Lichen sclerosus ist leider nicht heilbar. Verschiedene Therapieoptionen stehen jedoch zur Verfügung und können das Beschwerdebild lindern, das Fortschreiten der Erkrankung stoppen sowie das Krebsrisiko minimieren.
Eine frühe und rechtzeitige Therapieeinleitung ist bei Lichen sclerosus anzustreben. Empfohlen wird initial eine dreimonatige, topische Behandlung mit einem starken bis sehr starken Kortisonpräparat (Momethason, Betamethason, Clobetasol), gefolgt von einer angepassten Dauertherapie (Fingerkuppeneinheit, zweimal pro Woche). Bei dieser Therapieform macht man sich die antiphlogistischen (entzündungshemmenden) und die immunsuppressiven Eigenschaften von Kortison zunutze. Einschränkend bei dieser Therapieform ist die unter Langzeitbehandlung auftretende Hautverdünnung. Der Einsatz von Cortison ist bei Diabetikern nicht mehr üblich.
Alternativ zu Kortison und bei Unverträglichkeit können auch die sog. Calcineurin-Inhibitoren (Tacrolimus, Pimecrolimus) eigesetzt werden. Diese Präparate werden als Immunsuppressiva eingesetzt und können lokal appliziert werden.
Diese Therapieformen werden von den Patienten häufig abgelehnt. Deren Wirkung auf die Symptome und auf das Beschwerdebild ist eher unbefriedigend. Bei einer mäßigen Compliance kann das Fortschreiten des Lichen sclerosus nicht wirklich verhindert werden.
In einigen Fällen wird eine operative Erweiterung des Scheideneinganges unvermeidlich sein, wenn die Erkrankung mit Narben und Verklebungen bereits fortgeschritten ist.
Lasertherapie bei Lichen sclerosus
Die Prämisse des Einsatzes der Lasertherapie bei Lichen sclerosus ist deren revitalisierender Effekt mit der Zellerneuerung. Sie stellt eine einfache und effektive Behandlungsoption dar, die ambulant und ohne Ausfallzeiten durchgeführt wird. In den allermeisten Fällen ist nach der Lasertherapie die topische Kortisonapplikation nicht mehr notwendig.
Mit dem Erbiumlaser ist die Eindringtiefe genau definiert und die Intensität auf die zu behandelnde Hautschicht angepasst. Schäden an den tiefer liegenden Gewebsschichten und Narben sind somit ausgeschlossen.
Mit dem Laser wird die Durchblutung der Haut verbessert und die Gefäßneubildung angeregt. Das narbige Gewebe wird weicher und elastischer, das Erscheinungsbild der Haut vitaler.
Bereits nach der ersten Sitzung berichten die Patienten über ein besseres Hautgefühl im Intimbereich und Linderung ihrer Beschwerden. Das Gewebe wird im Laufe der Therapie widerstandsfähiger, die typischen Symptome einer Lichen sclerosus wie Brennen und Juckreiz werden gemindert bis eliminiert. Auch der Geschlechtsverkehr, der aufgrund von Schmerzen und Vernarbungen vermieden wurde, wird nach der Therapie meistens schmerzfrei möglich sein.
Für die Behandlung des Lichen sclerosus sind mindestens drei Sitzungen notwendig. Diese werden ambulant unter Verwendung einer lokal applizierten Betäubungscreme im Abstand von jeweils vier bis sechs Wochen durchgeführt.
Die betroffenen Hautpartien sollten regelmäßig mit rückfettenden Ölen und Cremes (Olivenöl, Mandelöl) gepflegt werden, um Spannungs- und Trockenheitsgefühl zu vermindern.
Bei einer bestehenden Vaginalatrophie können die Vaginalschleimhaut und die Schamlippen gleichzeitig behandelt werden.
Mehrere Einzelstudien haben gezeigt, dass die Lasertherapie bei Lichen sclerosus bezüglich Beschwerdebild und Lebensqualität der Kortisontherapie überlegen ist. Auch histologisch konnte der revitalisierende Effekt der Lasertherapie auf das Gewebe belegt werden.